UmweltNachrichten Heft 1/2003 zur Liste | home

Erreger zwischen Mensch und Tier

Zoonosen

Krankheitserreger wie Salmonellen, Trichinen, Borreliose oder Tollwut haben uns Ehrfurcht vor der Biologie des Alltags gelehrt. Zuletzt zeigte uns die BSE-Krise, dass es Dinge gibt, die sowohl beim Menschen als auch beim Tier prächtig gedeihen und wirken.

Mit dem Beginn der Fleischbeschau etwa in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann die Nahrungsmittelhygiene ihren Siegeszug – ein Fortschritt, der nicht ungebrochen blieb. Der weltweite Tourismus und Handel mit exotischen Tierarten, die Änderung der Tierhaltung und Tierfütterung oder der stark zugenommene Kontakt zu unseren niedlichen Haustierchen (Tiere in Hobbyhaltung oder offiziell: Heimtiere), können als Ursachen für das Wiederauftreten oder Neuauftreten von Zoonosen angesehen werden. Beispielsweise sind nach dem deutschen Zoonosen-Trendbericht für das Jahr 2000 zirka 80 000 Salmonelleninfektionen beim Menschen gemeldet worden. Neben der Nahrungskette, als ein häufiger Weg der Übertragung von Erregern sind es auch jene besagten Hobbytierhaltungen, die ihren Teil dazu beitragen. Beispielsweise konnte in importierten Reptilien insgesamt 189 verschiedenen Salmonellenarten nachgewiesen werden und das Veterinär-Untersuchungsamt Detmold fand im Jahre 1997 bei 25 Prozent der untersuchten Reptilien jene Salmonellen.

Zoonosen sind vom Tier auf den Menschen übertragbare Krankheiten. Wie immer die offiziellen Definitionen lauten mögen, das gleiche gilt auch andersherum, also vom Menschen auf das Tier übertragbare Bakterien, Viren, Parasiten oder andere biologische und chemische Eindringlinge.

Es ist anzunehmen, dass durch zunehmende Umweltverschmutzung und Lebensraumzerstörung viele Wildtiere einem größeren Infektionsdruck ausgesetzt sind. Zum Beispiel führen ins Meer geleitete Abwässer bei Fischen oder Meeresschildkröten zur Kontamination mit Fäkalkeimen wie Escherichia coli oder Mycoplasmen. Dazu kommen Belastungen der wild lebenden Tiere durch Pestizide oder beispielsweise das vom Menschen auf Tiere übergreifende Tuberkulosebakterium.

All solche Belastungen unserer wild lebenden Tierwelt werden kaum beachtet. Und wie steht es um unsere Haustiere? Bei Hunden und Katzen wird immer häufiger Karies beobachtet, eine typische Zivilisationskrankheit beim Menschen. Etwa 80 Prozent aller Mitteleuropäer sind davon betroffen. Karies wird genauso wie Parodontitis durch Bakterien übertragen. Aber gegen das Schmusen und gegen zuckerhaltige Nahrung können sich diese Tiere nicht wehren.

Schon zu Beginn der 1970er Jahre wurde das erkannt und führte zur Einführung der Abteilung Zahnheilkunde in veterinärmedizinischen Universitätskliniken. Allen voran war die veterinärmedizinische Fakultät der Universität Bern im Jahre 1971.

Dr. Heinz Wohlgemuth
Berliner Umweltagentur

 

 

Die Redaktion Umwelt, am 15. März 2003       – ugii Homepages –