Umweltpanorama Heft 5 (August 2004) zur Liste | home

Heizen mit Holz

Kohlendioxidneutral, zukunftssicher und komfortabel

Verrottende Holzabfälle geben bis zu ihrer vollständigen Auflösung die Mengen Kohlendioxid an die sie umgebende Luft zurück, die sie ihr zuvor während ihres Bestandes entnommen haben. Der befürchtete Treibhauseffekt wird durch das auf diese Weise anfallende Kohlendioxid nicht verstärkt, weil es vom Blattwerk der lebenden Pflanzen und Hölzer zum Zwecke des Wachstums aufgenommen wird. Holz gibt seinen Energieinhalt kohlendioxidneutral ab.

Aus diesem biologischen Sachverhalt ergibt sich, dass Holz, ohne die Kohlendioxid-Balance zu stören, auch verbrannt werden kann, um damit elektrische Energie zu erzeugen oder zu heizen. Denn chemisch betrachtet ist Verrotten nichts anderes, als „kalte“ Verbrennung.

Altholz, Restholz und Pellets

Holz als Energieträger gehört zu den Erneuerbaren Energien. Nachdem die Biomasse-Verordnung, die eine wichtige Ergänzung des Erneuerbare Energien Gesetz (EGG) ist, Planungssicherheit schuf, boomt die Stromerzeugung aus Holz. Es entstanden zahlreiche 20 Megawatt-Kraftwerke in Berlin-Brandenburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bayern. Der Deutsche Energie Pellets Verband (DEPV) verweist auf 20 000 in Deutschland bereits errichtete Anlagen für die Energieerzeugung und zum Heizen. 2004 werden 9000 zusätzliche erwartet.

Die Betreiber hatten das logistische Problem, dafür stets genug Alt- oder Restholz zur Verfügung zu haben, vorab gelöst. So gelangen weniger Holzabfälle auf die Müllkippe. Auch weniger Späne aus der Holzverarbeitung. Daraus werden jetzt Pellets hergestellt. Das sind knochentrockene Stäbchen von etwa sechs Millimeter Durchmesser und 30 bis 50 Millimeter Länge. Zu ihrer Herstellung werden naturbelassene Abfall-Holzspäne ohne Klebemittel so hoch verdichtet, dass sie die Schüttdichte von 650 Kilogramm pro Kubikmeter erreichen.

Mit ihnen kehrt der Brennstoff Holz in immer mehr Heizungskeller zurück. Pellets werden mit dem Silowagen gebracht und mit Druckluft in den Vorratsraum geblasen. Von dort holt sich der Pelletsheizkessel mittels einer automatisch gesteuerten Förderschnecke genau die Menge, die der Witterungslage entspricht. Ist kein Wärmebedarf mehr vorhanden, geht der Pelletskessel einfach aus. Bei Bedarf zündet er sich automatisch wieder an – elektrisch.

Vergleiche und Schlüsse

Der Heizwert von zwei Kilogramm Holzpellets entspricht etwa dem von einem Liter Heizöl oder einem Kubikmeter Erdgas. Der Jahresbedarf von 2000 Liter Heizöl für ein Einfamilienhaus ist durch vier Tonnen Pellets ersetzbar, was einen Vorratsraum von rund sechs Kubikmeter erfordern würde. Der Preis beträgt derzeit etwa 165 Euro pro Tonne. Das sind 33 Cent für zwei Kilogramm. Die Kosten für einen Liter Heizöl oder einen Kubikmeter Erdgas liegen darüber.

Noch preiswerter heizt man mit Hackschnitzel. Sie haben eine maximale Größe von 50 mal 50 Millimeter und einen maximalen Wassergehalt von 30 Prozent.

Die Tonne Hackschnitzel kostet 40 bis 50 Euro. Hackschnitzel aus Nadelholz zum Beispiel weisen einen Energieinhalt von 700 Kilowattstunden pro Kubikmeter auf. Pellets, die aus Gründen ihrer hohen Dichte praktisch keinen Wassergehalt haben und dank ihrer Gestalt eine wesentlich bessere Schüttdichte, bringen es auf 3250 Kilowattstunden pro Kubikmeter.

Es ist also eine Preis- und Platzfrage, ob eine Pellets- oder eine Hackschnitzelfeuerung zu bevorzugen ist. Aufgrund des spezifischen Energiegehaltes müßte der Vorratsraum für Hackschnitzel etwa fünfmal größer sein als der für Pellets. Andererseits sind Heizanlagen, in denen Pellets wie auch Hackschnitzel verfeuert werden können, teurer als solche, in denen nur Pellets zum Einsatz kommen.

Um es bei gleicher Wärmeproduktion preislich mit Hackschnitzeln aufnehmen zu können, dürfte ein Liter Heizöl nicht mehr als 14 bis 18 Cent je Liter kosten.

Klimaschutzbeitrag und geringe Heizkosten

Die genannten Fakten sollten den Holzheiztechniken noch mehr Schub verschaffen. Sie ermöglichen ein preiswerteres Heizen und leisten einen beachtlichen Beitrag für den Klimaschutz.

Bei einem Heizölverbrauch von jährlich 2000 Litern für ein Einfamilienhaus entstehen 5,6 Tonnen Kohlendioxid. Diese entfallen, wenn statt einer Ölheizung eine Pellets-, Hackschnitzel- oder eine anderen Art der Holzheizung zum Einsatz kommen.

Kann eine Holzverknappung eintreten? Wenn eine Holzwirtschaft, die allein zum Zwecke der Energiegewinnung betrieben wird, auf strikte Nachhaltigkeit achtet, nicht. Im Übrigen lassen sich verheizbare „Biomassestücke“, was Pellets und Hackschnitzel sind, mit vergleichbarem (oder mehr) Wärmeinhalt aus jedem Gewächs herstellen, in dem die Sonne einen Teil ihrer Energie hinterlassen hat. Heizpellets und -schnitzel müssen also nicht notwendigerweise bis in alle Ewigkeit nur aus Holz bestehen.

Günter Bille

Energie-Tisch Spandau
Berlin

 

 

Die Redaktion Umwelt, am 16. August 2004       – ugii Homepages –